Knospenfäule (Bud Rot) verhindern
Knospenfäule (Botrytis cinerea/Grauschimmel) ist die gefürchtetste Pilzerkrankung in der späten Blüte. Sie entwickelt sich unsichtbar im Inneren dichter Knospen und zerstört binnen Tagen die Ernte.
RH kritisch
>70%
Flower RH
max 55%
Luftwechsel
min 2x/min
Defoliation
20-30%
Erreger: Botrytis cinerea
Botrytis cinerea (Grauschimmel) ist ein opportunistischer Pilz, der bei hoher Luftfeuchtigkeit (>70% RH) und schlechter Luftzirkulation gedeiht. Er befällt bevorzugtdichte, kompakte Knospen, wo Luftstrom minimal ist.
Der Pilz dringt meist durch Schnittstellen, Insektenschäden oder abgestorbenes Pflanzenmaterial(z.B. eingeschlossene Blätter in Buds) ein. Einmal etabliert, wächst er unsichtbar im Knospeninneren, bis die Außenseite braun und matschig wird.
Sporen verbreiten sich durch Luft und Kontakt. Ein befallener Bud kann binnen 48-72h die gesamte Pflanze infizieren, besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Knospenfäule erkennen
Frühe Anzeichen sind schwer zu erkennen, da der Pilz von innen nach außen wächst. Achte auf braune/graue Verfärbungen an der Basis von Knospen, wo sie am Stiel ansitzen.
Im fortgeschrittenen Stadium zeigen sich grau-braune, matschige Bereiche mit einerspinnweben-artigen Struktur (Pilzmyzel). Befallene Knospen riechenfaulig, modrig statt nach Cannabis.
Teste verdächtige Buds: Öffne sie vorsichtig. Gesunde Knospen sind grün und fest, befallene zeigen braunes, verfaultes Gewebe im Inneren. Bei grauem Flaum ist es bereits zu spät für diese Knospe.
Risikofaktoren
Hohe Luftfeuchtigkeit (>70% RH) ist der Hauptrisikofaktor, besonders in denletzten 2-3 Wochen vor der Ernte, wenn Knospen am dichtesten sind.
Temperaturschwankungen (kalte Nächte, warme Tage) führen zu Kondensation in Knospen - ideale Bedingungen für Botrytis. Ziel: Konstante Temperatur von 20-24°C.
Genetische Anfälligkeit: Indica-dominante Strains mit extrem dichten Buds (z.B. Kush, Northern Lights) sind anfälliger. Sativa-Strains mit luftigeren Knospen sind resistenter.
Weitere Risiken: Schlechte Luftzirkulation, zu viel Blattmasse (blockiert Luftstrom), Überbewässerung, Insektenschäden an Knospen.
Sofortmaßnahme: Radikales Entfernen
Bei Befall gilt: Befallene Knospe KOMPLETT entfernen + 5cm Umgebung. Sporen sitzen auch in vermeintlich gesundem Gewebe. Halbe Sachen führen zu erneutem Ausbruch.
Vorgehen: Desinfiziere Schere mit Alkohol. Schneide befallenen Bud mit 5cm Stiel/Umgebung ab.Sofort in Plastiktüte packen und außerhalb entsorgen (nicht im Müll im Grow-Raum!). Schere erneut desinfizieren vor dem nächsten Schnitt.
Nach Entfernung: RH sofort auf <45% senken, Luftzirkulation maximieren, täglich alle Knospen inspizieren. Bei mehreren befallenen Buds: Frühernte erwägen.
Prävention: RH-Kontrolle in Blüte
Die effektivste Prävention ist Luftfeuchtigkeit <55% in der Blütephase, besonders in den letzten 3 Wochen. Nutze Luftentfeuchter, erhöhe Abluft, reduziere Bewässerung.
In der finalen Blütephase (Woche 7-9): RH auf 45-50% senken. Dies stresst die Pflanze leicht (mehr Harz), reduziert aber Schimmelrisiko drastisch.
Vermeide Sprühen in Blüte - Wasser sammelt sich in Knospen und verdunstet langsam. Auch Foliar-Feeding einstellen ab Woche 3 der Blüte.
Luftzirkulation maximieren
Luftwechsel von mindestens 2x pro Minute ist in später Blüte essentiell. Frische, trockene Luft verhindert feuchte Mikrozonen in Knospen.
Platziere Ventilatoren auf mehreren Ebenen (oben, Mitte, unten), sodass Luft durch den gesamten Canopy strömt. Knospen sollten sich leicht bewegen, aber nicht heftig schaukeln.
Pflanzenabstand einhalten: Minimum 30-40cm zwischen Pflanzen. Überfüllte Räume sind Botrytis-Brutstätten. Lieber weniger Pflanzen mit gutem Luftstrom als viele eng gedrängte.
Defoliation für Luftstrom
Strategische Entblätterung (Defoliation) verbessert Luftzirkulation durch den Canopy. Entferne 20-30% der Blätter, besonders große Fächerblätter, die Knospen beschatten oder Luftstrom blockieren.
Timing: Woche 1 und Woche 3 der Blüte. Entferne Blätter, die in Knospen wachsen oder diese überdecken.Eingeschlossene Blätter in Buds sind Infektionsherde - wenn sie absterben, bieten sie Botrytis Nährboden.
Vorsicht: Nicht zu aggressiv - Blätter sind Energiespeicher. Ziel ist Luftstrom, nicht maximales Licht (das ist in Blüte sekundär).
Ernte bei Befall
Bei schwerem Befall in Woche 7+ besser früher ernten und 90% der Ernte retten, als zu warten und alles zu verlieren. Botrytis breitet sich in 48-72h exponentiell aus.
Nass-Trimmen (wet trim) bei Befall: Entferne alle Blätter direkt nach Ernte, während Pflanze feucht ist. Dies verhindert, dass Sporen beim Trocknen auf Knospen fallen.
Trocknung: RH 45-50%, Temperatur 18-20°C, starke Luftzirkulation. Inspiziere täglich - Botrytis kann auch beim Trocknen ausbrechen. Befallene Buds sofort entfernen.
WICHTIG: Befallene Knospen NIEMALS rauchen oder verarbeiten! Botrytis-Sporen sind gesundheitsschädlich (Lungeninfektionen, Allergien). Nur 100% saubere Buds nutzen.
Vorteile
- RH <55% in Blüte halten (kritisch in letzten 2-3 Wochen)
- Starke Luftzirkulation (min 2x/min Luftwechsel)
- Defoliation für Luftstrom (20-30% Blätter entfernen)
- Täglich Knospen inspizieren (frühe Erkennung)
- Temperaturschwankungen vermeiden (Kondensation)
Nachteile
- RH {'>'}70% in Blüte (ideale Bedingungen für Botrytis)
- Dichte Pflanzenbestände ohne Luftstrom
- Befallene Knospen teilweise entfernen (Sporen verbreiten!)
- In später Blüte sprühen (Feuchtigkeit in Buds)
- Kalte Nächte + warme Tage (Kondensation in Knospen)
Zusammenfassung
Knospenfäule (Botrytis cinerea) ist die gefährlichste Pilzerkrankung in später Blüte. Sie entwickelt sich unsichtbar im Inneren dichter Knospen bei RH >70%. Prävention ist entscheidend: RH <55% in Blüte (45-50% in letzten Wochen), starke Luftzirkulation (min 2x/min Luftwechsel), Defoliation für Luftstrom (20-30% Blätter). Bei Befall befallene Knospe + 5cm Umgebung KOMPLETT entfernen und sofort entsorgen. Keine Heilung möglich - befallene Buds sind gesundheitsschädlich und müssen vernichtet werden. Bei schwerem Befall früher ernten. Nass-Trimmen und kontrollierte Trocknung (45-50% RH) verhindern Ausbreitung beim Trocknen.