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Temperaturmanagement

Anfänger

Die richtige Temperatur ist entscheidend für gesundes Wachstum. Lerne, wie du Temperatur in jeder Phase optimal steuerst und Hitzestress oder Kälteschäden vermeidest.

Seedling Temp

20-25°C

Vegetativ Temp

22-28°C

Blüte Temp

20-26°C

Nacht Differenz

-5 bis -10°C

Warum ist Temperatur so wichtig?

Temperatur beeinflusst jeden Aspekt des Cannabis-Wachstums: Photosynthese-Rate, Nährstoffaufnahme, Transpiration, Terpene-Produktion und Geschwindigkeit der Entwicklung.

Temperatur-Effekte auf die Pflanze:

  • Optimaler Bereich (20-28°C): Maximale Photosynthese, gesundes Wachstum, beste Nährstoffaufnahme, optimale Terpene-Entwicklung
  • Zu heiß (über 30°C): Hitzestress, Stomata schließen sich, Wachstum stoppt, Terpene verdampfen, erhöhtes Risiko für Schädlinge
  • Zu kalt (unter 15°C): Wachstum verlangsamt sich stark, Phosphor-Lockout, lila Verfärbung, erhöhtes Schimmelrisiko

Die richtige Temperatur variiert je nach Wachstumsphase. Seedlings mögen es wärmer und stabiler, während Blütenpflanzen kühlere Nachttemperaturen bevorzugen für dichte Buds.

Optimale Temperatur-Bereiche nach Phase

Seedling / Keimling (Tag 1-14)

Sämlinge haben empfindliche Wurzeln und benötigen stabile, warme Bedingungenfür schnelle Keimung und Wurzelentwicklung.

  • Tag-Temperatur: 20-25°C
  • Nacht-Temperatur: 18-22°C
  • Differenz: Max. 3-5°C (Stabilität wichtig!)
  • Ziel: Schnelle Wurzelbildung, stabiles Wachstum
Profi-Tipp:

Nutze eine Heizmatte unter den Töpfen für konstante 22-24°C Boden-Temperatur. Das beschleunigt Keimung um 30-50% und fördert explosive Wurzelentwicklung.

Vegetative Phase (Woche 3-8)

In der Wachstumsphase kann Cannabis höhere Temperaturen tolerieren und wächst schneller bei wärmeren Bedingungen.

  • Tag-Temperatur: 22-28°C (optimal: 24-26°C)
  • Nacht-Temperatur: 18-22°C
  • Differenz: 5-8°C (fördert kompaktes Wachstum)
  • Ziel: Maximales Blattwachstum, starke Stängel
Profi-Tipp:

Bei CO₂-Anreicherung (1200-1500 ppm) kannst du Temperaturen auf 28-30°C erhöhen für noch schnelleres Wachstum. Ohne CO₂: bleib unter 28°C!

Blüte-Phase (Woche 1-9)

Während der Blüte bevorzugt Cannabis kühlere Temperaturen, besonders nachts, um dichte Buds und maximale Terpene-Produktion zu fördern.

  • Tag-Temperatur: 20-26°C (optimal: 22-24°C)
  • Nacht-Temperatur: 15-20°C
  • Differenz: 8-10°C (wichtig für Terpene!)
  • Late Flower (letzte 2 Wochen): 18-22°C Tag, 12-16°C Nacht
Profi-Tipp:

Kühle Nächte (15-18°C) in den letzten 2 Wochen fördern lila Farben, dichte Buds und bewahren Terpene. Achte aber auf Luftfeuchtigkeit (Schimmelrisiko bei Kälte!).

DIF-Konzept: Tag/Nacht-Temperatur-Differenz

Das DIF-Konzept (Difference = Differenz) stammt aus der kommerziellen Pflanzenproduktion und beschreibt, wie die Tag/Nacht-Temperaturdifferenz die Pflanzenmorphologie beeinflusst.

Positive DIF (Tag wärmer als Nacht)

  • Beispiel: 26°C Tag / 18°C Nacht = +8°C DIF
  • Effekt: Längere Internodienlänge (Abstände zwischen Knoten)
  • Nutzen: Mehr Luftzirkulation, weniger Schimmel
  • Nachteil: "Stretching" bei zu hoher DIF (>12°C)

Negative DIF (Nacht wärmer als Tag)

  • Beispiel: 22°C Tag / 24°C Nacht = -2°C DIF
  • Effekt: Kürzere Internodien, kompaktere Pflanzen
  • Nutzen: Ideal für kleine Räume, dichtes Canopy
  • Nachteil: Schwer zu erreichen (Lampen heizen Raum)

📊 Optimale DIF für Cannabis:

Vegetativ: +5 bis +8°C DIF (24°C Tag / 18°C Nacht)
Blüte: +8 bis +10°C DIF (22°C Tag / 14°C Nacht)
Höhere DIF = mehr Stretch. Niedrigere DIF = kompakter.

Hitzestress erkennen und beheben

Symptome von Hitzestress (über 30°C):

  • Blattkanten rollen nach oben (wie ein Kanu)
  • Blätter werden gelb an den Spitzen und Rändern
  • Wachstum stoppt komplett (Pflanze "friert ein")
  • Terpene verdampfen (Geruch wird schwächer)
  • Buds werden luftig und weniger dicht
  • Spinnmilben und Thripse vermehren sich explosiv

Hitzestress beheben:

Vorteile

  • Lampen-Abstand erhöhen (20-40 cm bei LEDs, 40-60 cm bei HPS)
  • Zusätzliche Ventilatoren installieren (Luftbewegung kühlt)
  • Abluft-Leistung erhöhen (mehr CFM)
  • Klimaanlage nutzen (optimal: Split-System)
  • Lights-On während kühlster Tageszeit (nachts wachsen lassen)
  • LED-Intensität dimmen (modernes LEDs haben Dimmer)

Nachteile

  • Pflanzen direkt mit kaltem Wasser besprühen (Schock!)
  • Temperatur zu schnell senken (Stress)
  • Lüftung komplett ausschalten (keine Frischluftzufuhr)

Kältestress erkennen und beheben

Symptome von Kältestress (unter 15°C):

  • Lila/violette Verfärbung (besonders Stängel und Blatt-Unterseiten)
  • Langsames Wachstum (Metabolismus verlangsamt)
  • Phosphor-Lockout (Wurzeln nehmen kein P auf bei Kälte)
  • Blätter werden steif und brüchig
  • Erhöhtes Schimmelrisiko (kalte Luft = Kondensation)

Kältestress beheben:

Vorteile

  • Heizung installieren (Keramik-Heizer oder Öl-Radiator)
  • Heizmatte unter Töpfe legen (wärmt Wurzeln direkt)
  • Lights-On während kältester Zeit (Tag = Heizung durch Lampen)
  • Isolierung verbessern (Styropor-Platten an Wänden)
  • Kleinere Grow-Box nutzen (weniger Volumen = leichter zu heizen)

Nachteile

  • Propan/Butan-Heizer ohne Abluft (CO-Vergiftung!)
  • Temperatur über 35°C erhöhen (Hitzestress)
  • Direkte Heizquelle auf Pflanzen richten (Verbrennung)

Temperatur-Kontrolle: Equipment & Strategien

Kühlung (Temperatur senken):

Budget-Optionen (€50-200):
  • Abluft-Ventilator upgraden (mehr CFM = mehr Kühlung)
  • Passive Intake vergrößern (kalte Luft rein)
  • LED-Dimmer nutzen (weniger Licht = weniger Hitze)
  • Lights-On nachts (nutze kühle Nacht-Temperaturen)
Profi-Optionen (€300-1000):
  • Split-Klimaanlage (präzise Temp-Kontrolle)
  • Portable AC-Unit (flexibel, einfach zu installieren)
  • Chiller für Hydro (kühlt Nährlösung direkt)
  • Swamp Cooler (Budget-AC, nur bei niedriger RH)

Heizung (Temperatur erhöhen):

Budget-Optionen (€30-100):
  • Keramik-Heizlüfter (schnell, günstig, laut)
  • Öl-Radiator (langsam, leise, sicher)
  • Heizmatte (10-20W, nur für Seedlings)
  • Inkbird ITC-308 Temp-Controller (€40, automatisch)
Profi-Optionen (€150-500):
  • Infrarot-Heizpanels (heizen Pflanzen direkt)
  • Rohrheizung (verteilt Wärme gleichmäßig)
  • Smart Thermostat (WiFi-Steuerung, Zeitpläne)
  • HPS/MH Lights (heizen als Nebeneffekt)

🎯 Profi-Tipp: Kombination ist der Schlüssel

Beste Strategie: AC für Kühlung + Inkbird-Controller + kleine Heizung für Nächte. Controller schaltet automatisch zwischen Heizen/Kühlen basierend auf Schwellwerten (€150-300 Setup).

Temperatur richtig messen

Viele Grower messen Temperatur falsch und wundern sich über schlechte Ergebnisse. Hier die korrekte Methode:

Was messen?

  • Luft-Temperatur: Auf Canopy-Höhe (nicht oben an der Decke!)
  • Blatt-Temperatur: Mit IR-Thermometer (wichtig für VPD)
  • Boden-Temperatur: Mit Boden-Sensor (Seedlings/Klone)
  • Wasser-Temperatur: In Hydro-Systemen (18-22°C optimal)

Empfohlene Geräte:

  • Budget: Inkbird ITH-20 (€15, Temp + RH, Display)
  • Mid: Govee H5075 (€30, WiFi, App, Alarme)
  • Profi: Pulse Pro (€400, VPD, Cloud, Verlauf)
  • IR-Thermometer: Etekcity 774 (€25, Blatt-Temp)

Zusammenfassung

  • Seedling: 20-25°C Tag, 18-22°C Nacht (stabil, warm)
  • Vegetativ: 22-28°C Tag, 18-22°C Nacht (wärmer für schnelles Wachstum)
  • Blüte: 20-26°C Tag, 15-20°C Nacht (kühler für Terpene und dichte Buds)
  • DIF-Konzept: Tag/Nacht-Differenz von 5-10°C optimal für Cannabis
  • Hitzestress: Über 30°C = Blattrollen, Wachstumsstopp, Terpene verdampfen
  • Kältestress: Unter 15°C = langsames Wachstum, Phosphor-Lockout, Schimmelrisiko
  • Messung: Auf Canopy-Höhe messen, IR-Thermometer für Blatt-Temp nutzen
  • Kontrolle: AC + Heizung + Inkbird-Controller = perfekte Automatisierung